Napoleone Buonaparte - Ein junger Korse


Korsika


Die mediterrane Insel Korsika (franz. la Corse) wurde erst im Jahr 1768 offiziell französisch. Die Insel liegt nördlich von Sardinien und ist nur durch die schmale Straße von Bonifacio, etwa 11 Kilometer breit, von der italienischen Nachbarinsel getrennt. Korsika ist von Livorno, dem nächstgelegenen italienischen Hafen, nur 84 Kilometer entfernt, während Antibes der nächstgelegene französische Hafen bereits 172 Kilometer vom Inselzentrum entfernt liegt. Geografisch besteht Korsika aus einer einzigen massiven Berglandschaft, die nur an der Ostseite eine schmale Fruchtbarkeitsebene aufweist.

Aufgrund seiner Lage, seines Klimas, seiner natürlichen Produkte, Sprache und Geschichte war Korsika lange Zeit kulturell und geografisch näher an Italien als an Frankreich. Die Insel war vom Einfluss der mediterranen Großmächte geprägt, wobei die Korsen ihren Wunsch nach Unabhängigkeit stets hoch hielten und weder von Italien noch von Frankreich kontrolliert werden wollten.

Im Jahr 1755 wurde Pascal Paoli, eine legendäre Figur des korsischen Freiheitskampfes, von den Aufständischen zum Generalkapitän der Insel ernannt. Die korsische Revolution war so erfolgreich, dass die Genuesen 1768 gezwungen waren, Korsika an Frankreich zu verkaufen. Paoli hielt jedoch auch weiterhin Widerstand gegen die französische Herrschaft, was die politische Lage auf Korsika weiterhin angespannt hielt.

15. August 1796 - Geburt von Napoleone Buonaparte


Am 15. August 1769, inmitten dieser turbulenten Zeiten, wurde Napoleone Buonaparte im korsischen Ajaccio geboren. Er war das vierte Kind von insgesamt zwölf Geschwistern, und das zweite Kind einer kleinadeligen Familie, die durch geschickte politische und soziale Strategien ihren sozialen Status sichern konnte.

Zu jener Zeit war Korsika bereits seit 15 Monaten unter französischer Kontrolle. Die Familie Buonaparte hatte an der Seite von Pasquale Paoli vergeblich gegen die französische Annexion gekämpft. Nachdem die korsische Revolution niedergeschlagen wurde, schlossen sie sich schließlich Frankreich an, was jedoch das Verhältnis innerhalb der Familie beeinflussen sollte. Graf Vaux, ein französischer Truppenführer, besiegte Paoli bei Ponte Nuovo mit 22.000 Soldaten, und die Revolution auf Korsika wurde blutig niedergeschlagen. Paoli musste ins Exil nach London gehen.

Die Familie Buonaparte war auf Korsika nicht unbekannt. Sie gehörten dem niederen Adel an, waren jedoch wohlhabend genug, um sich durch geschickte Politik und Handel Vorteile zu verschaffen. Das Familienhaus in Ajaccio wurde nach und nach vollständig in Besitz der Buonaparte-Familie überführt.

1779 wurde Charles Buonaparte, Napoleons Vater, Abgeordneter des korsischen Adels am französischen Hofe in Versailles. Seine beiden ältesten Söhne Joseph und Napoleon wurden daraufhin auf das europäische Festland geschickt, um eine militärische Ausbildung zu beginnen. Napoleons Schulzeit am Collège in Autun im Burgund hielt nur zwei Monate an.
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Ajaccio - Maison Buonaparte

Mai 1779 - Brienne-Le- Château


Im Mai 1779 wurde Napoléon dank eines Stipendiums auf die Militärschule von Brienne-Le-Château im Burgund geschickt. Die Schule lag in einer fruchtbaren Ebene am Ufer des Flusses Aube, auf einem Hügel erhaben, auf dem das Schloss von Lomenie stand. Brienne war eine von zwölf französischen Militärschulen, die junge adelige und bürgerliche Söhne ausbildeten. Ziel war es, die junge Generation auf eine militärische Karriere vorzubereiten und die sozialen Unterschiede zwischen Arm und Reich durch strenge Vorschriften auszugleichen.

Napoleon war mit zehn Jahren dorthin gekommen und verbrachte insgesamt fünf Jahre an der Schule. Seine Schulzeit ist durch einige Anekdoten bekannt—etwa die Geschichte vom Winter 1783, als er zwei Schneefestungen errichtete und die „Schlacht“ zwischen den Festungen leitete, bis die Märzsonne die Schneemauern schmolz.

Seine Ausbildung endete mit seiner Aufnahme in die französische Artillerie. Während dieser Zeit entwickelte er ein starkes Interesse an Geschichte und Geografie, inspiriert durch römische Kaiser wie Julius Caesar, die als Krieger, Staatsmänner und Schriftsteller zugleich Politik und Militärkunst verkörperten. Obwohl er kein ausgesprochen außergewöhnlicher Schüler war, bestand er sein Abschlussexamen beim ersten Versuch.

19. März 1784 - École Militaire du Champs-de-Mars



Am 19. März 1784 trat Napoleon Bonaparte als Offizierskadett in die École Militaire du Champs-de-Mars in Paris ein. Diese Elite-Schule wurde im Zuge der Reformen Ludwigs XVI. gegründet, um talentierten Jugendlichen aus dem Adel und bürgerlichen Kreisen die Ausbildung für den Militärdienst zu ermöglichen. Die Ausbildung an dieser Schule war anspruchsvoll und auf die Ausbildung zukünftiger Offiziere ausgerichtet.

Hier konnte Napoleon erstmals seine Stärken voll ausspielen. Dank seiner außergewöhnlich guten Fähigkeiten in Mathematik, Geografie und Strategie schloss er das erste Jahr mit beträchtlichem Erfolg ab. Bereits nach einem Jahr erhielt er das Offizierspatent zum Leutnant der Artillerie, eine bemerkenswerte Leistung, die auf seine außergewöhnliche Begabung und intensive Vorbereitung zurückzuführen ist. Die Artillerie galt damals als eine der wichtigsten Waffengattungen und war für ihre technische Komplexität bekannt, weshalb Napoleons Talent in diesem Bereich seine militärische Laufbahn deutlich vorantreiben sollte.

Nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung wurde er im Dezember 1785 zum Unterleutnant im Régiment de la Fère, dem königlichen Artillerie-Korps, versetzt. Dieses Regiment hatte eine bedeutende Tradition und zählte zu den prestigeträchtigen Einheiten der französischen Streitkräfte. Trotz seiner Beförderung zeigte Napoleon in dieser Phase eine eher durchschnittliche Arbeitsmoral; er verbrachte mehr Zeit im Urlaub als in der Garnison.

Im selben Jahr verstarb sein Vater Charles Bonaparte, was für Napoleon eine wichtige Wende bedeutete: Obwohl er der zweitälteste Sohn war, übernahm er die Rolle des Familienoberhaupts. Diese Verantwortung, die er in den folgenden Jahren nie wieder abgeben sollte, beeinflusste sein gesamtes Leben maßgeblich. Er organisierte den Haushalt, kümmerte sich um die Familienfinanzen und sorgte dafür, dass seine Geschwister eine gute Ausbildung erhielten.

Trotz der familiären Verpflichtungen setzte Napoleon seine militärische Weiterbildung fort. Er profitierte von einem anspruchsvollen Programm für Offiziersausbildung, das sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Erfahrung vermittelte. Besonders beschäftigte er sich mit den Grundprinzipien der Strategie, wobei er die Lehren von Jacques Antoine de Guibert studierte. Guibert war ein bedeutender französischer Militärtheoretiker, der die Bedeutung von Beweglichkeit, Geschwindigkeit und Flexibilität auf dem Schlachtfeld betonte. Er war der Meinung, dass im Krieg vor allem die hohe Beweglichkeit der Truppen in Kombination mit schnellen, gut geplanten Maneuverings den Ausschlag geben. Diese strategischen Grundsätze, die Napoleon tief prägten, sollten ihn später zu einem der gefährlichsten und erfolgreichsten Feldherren aller Zeiten machen. Sie verhalfen ihm dazu, in zahlreichen Schlachten innovative Taktiken anzuwenden, die den Gegner oft überraschend und entscheidend überwältigten.

Das Ancien régime wankt


Die ungeheuren Ausgaben des französischen Staates in den letzten Jahren forderten ihren Tribut. Der Bankrott war unvermeidlich, wenn nicht die privilegierten Stände (Adel und Geistlichkeit) auf ihre Steuerfreiheit verzichteten. Um sie dazu zu bewegen, ließ Charles Alexandre de Calonne, der Generalkontrolleure der Finanzen, am 29. Januar 1787 durch den König eine erweiterte Ratsversammlung einberufen. Diese Notabelnversammlung bestand aus 144 Angehörigen der französischen Oberschicht. Seit 1614 war diese Versammlung nicht mehr zusammen gekommen und damit war das ganze alte absolutistische Regierungssystem, wie es seit Richelieu bestanden hatte, praktisch für beseitigt erklärt. Der König stand nicht mehr, wie einst der "Sonnenkönig" Ludwig XIV., über allen Ständen und fast auf der gleichen Stufe wie Gott.

Die Notabeln dachten nicht daran ihre Privilegien aufzugeben, leisteten erheblichen Widerstand und kämpften für ihre Privilegien und auch Calonne musste im April 1787 sein Amt niederlegen. Anstatt des vom Volk geforderten Necker ernannte der König Étienne Charles de Loménie de Brienne, Erzbischof von Toulouse, zu Calonnes Nachfolger. Aber auch er vermochte den Widerstand der Notabelnversammlung nicht zu überwinden, die sich im Mai 1787 trennte, ohne ein bestimmtes Ergebnis erzielt zu haben, aber nachdem sie das inhaltschwere Wort ausgesprochen hatte: nur die Generalstände des Reichs seien eine allgemeine Reform zu bringen berufen und imstande. So war es gerade die herrschende Klasse, welche mit ihrem Ruf nach der Generalständeversammlung den entscheidenden Anstoß für die französischen Revolution und ihren eigenen Untergang gab.

Der König und Brienne dachten nicht daran die Versammlung einzuberufen. Sie wollten die notwendigen Reformen ohne Notabeln und Generalstände durchführen, trafen dabei aber bald auf den Widerstand des von Ludwig XVI. selbst wiederhergestellten Parlaments. Um dasselbe gefügig zu machen, wurde es nach Troyes verbannt; aber seine Zustimmung zu einer neuen Anleihe konnte nur durch Aufopferung der beabsichtigten Reformen und seine Rückberufung nach Paris erkauft werden. Parlament und Adel, in ihren Vorrechten bedroht, scheuten sich nicht, die Volksmassen gegen das Königtum aufzuhetzen, so dass es schon im Frühjahr 1788 zu blutigen Zusammenstößen kam, bei welchen die Truppen, von ihren aristokratischen Offizieren verleitet, sich unzuverlässig zeigten. Das Parlament erklärte am 3. Mai 1788 Frankreich für eine konstitutionelle, durch die Generalstände beschränkte Monarchie. Brienne wagte diesem Sturm nicht zu widerstehen; er selbst riet im August 1788 dem König Necker wiederum zum Finanz- und leitenden Minister zu ernennen.

Die Ankündigung der Generalstände rief eine ungeheure Bewegung hervor, welche sich in tausenden Flugschriften bemerkbar machte. Die bedeutendste unter denselben war die des Abbé Sieyès: "Qu'est-ce que le tiers-état?" ("Was ist der Dritte Stand?"), welche dem Bürgerstand die wichtigste Rolle in dem politischen Leben der nächsten Zukunft zu sprach.

Die Hauptforderungen werden direkt auf der ersten Seite des Dokuments klar formuliert:

1.Qu'est ce que le Tiers Etat ? Tout ! (Was ist der Dritte Stand? - Alles.)

2.Qu'a t'il été jusqu'à présent dans l'ordre politique ? Rien. (Was ist er bisher in der politischen Ordnung gewesen? - Nichts.)

3.Que demande t'il ? A y devenir quelque chose. (Was fordert er? - Darin etwas zu werden.)


Seine Schrift erregte so große Aufmerksamkeit, dass Emmanuel Joseph Sieyès als letzter der zwanzig Pariser Abgeordneten in die Generalstände gewählt wurde. Er wurde später einer der Haupttheoretiker der Französischen Revolution und entwarf während der Zeit des Französischen Konsulats eine Verfassung.

Bei den Wahlen für die Generalstände wiesen die Stände der Provence die Kandidatur von Honoré Gabriel Victor Riquetti Graf von Mirabeau zurück. Daraufhin bewarb er sich um eine Vertretung des dritten Standes und wurde in Aix und Marseille gewählt. Er entschied sich für Aix und ging 1789 als Deputierter nach Versailles.Die Versammlung hatte noch nicht begonnen, da konnte der dritte Stand bereits einen Sieg davontragen. Ursprünglich sollte jeder Stand durch 300 Abgeordnete vertreten werden. Damit hätten der erste und zweite Stand gemeinsam immer die Mehrheit gehabt. Erst unter großem Druck wurde dem dritten Stand zugestanden, dass er mit 600 Abgeordneten in die Versammlung gehen durfte.

In diesem Moment herrschte eine trügerische Eintracht zwischen den drei Ständen. Die ganze Nation war von dem Wunsch erfüllt, dem Despotismus, wie er unter Ludwig XVI. bestand, ein Ende zu machen. Der dritte Stand erhoffte die Beseitigung der drückenden und ungerechtfertigten Vorzüge des Adels und der Geistlichkeit, doch sah man im Moment noch den französischen Hof als größten Gegner. Die Lage spitzte sich zu, als eine erneute Missernte und ein harter Winter die Brotpreise in die Höhe trieben.

Am 5. Mai 1789 traten die Generalstände in Versailles zusammen, ohne dass ihnen von der Regierung irgendein Programm vorgezeichnet worden wäre. Necker eröffnete die Generalstaaten mit einer dreistündigen Rede, in welcher er die wirkliche Lage der Finanzen allerdings verhüllte und ein deutlich niedrigeres Defizit angab. Die Versammlung war bereits am Anfang zum Scheitern verurteilt. Während der König hoffte seine Steuerreform durchsetzen zu können, kämpften Adel und Klerus für den Erhalt ihrer Privilegien und erhofften sich sogar eine Verlagerung der Machtverhältnisse zu ihren Gunsten.

Am 7. Mai gründete Mirabeau das "Journal des États-Généraux", das zwar unterdrückt, aber von ihm unter dem Titel: "Lettres du comte de M. à ses commettants" fortgesetzt wurde.


17. Juni 1789 - Die Nationalversammlung


Der dritte Stand erhoffte sich politisches Mitspracherecht und als erstes Zeichen stellte der dritte Stand die Forderung auf, nach Köpfen und nicht nach Ständen abzustimmen, um so die Mehrheit zu haben. Da Adel und Geistlichkeit zum größten Teil hierauf nicht eingingen, konstituierte sich der dritte Stand am 17. Juni 1789 allein als Nationalversammlung (Assemblée nationale constituante).

In dieser Nationalversammlung fand sich auch ein junger Deputierter aus Arras wieder. Maximilien Marie Isidore Robespierre spielte in dieser Phase der Revolution nur eine untergeordnet Rolle, da ihn weder seine äußere Erscheinung noch seine rednerischen Leistungen empfahlen. Im Gegenteil, seine extremen und doktrinären Anschauungen riefen oft das Gelächter der Versammlung hervor. Nachdem Robespierre den Jakobinern beitrat, gelang es ihm, dank seiner Zähigkeit und der ihn begleitende Ruf der Unbestechlichkeit, allmählich zu Achtung und Einfluss zu kommen.

Als die Regierung einen Versuch machte diese Nationalversammlung aufzulösen, sie behauptete das Parlamentsgebäude müsse wegen Bauarbeiten geschlossen werden, begaben sich die Mitglieder in das Ballhaus und schworen dort am 20. Juni 1789, sich nicht zu trennen, bis sie die neue Verfassung des Königreichs aufgerichtet hätten. Teile der anderen Stände schlossen sich an, aber noch immer versuchte der König die Entwicklung aufzuhalten.

Mit königlichem Beschluss erklärte er die Nationalversammlung des dritten Standes für illegal und befahl die getrennte Beratung. Die Nationalversammlung blieb ihrem Schwur dennoch treu und wieder zeigte sich die fehlende Durchsetzungskraft des Königs, denn er ließ sie nicht nur gewähren, sondern ordnete an, dass sich die anderen Abgeordneten der Nationalversammlung anschließen sollten.

In der königlichen Sitzung vom 23. Juni sprach Mirabeau das entscheidende Wort, mit welchem die Revolution ihren Anfang nahm, indem er im Namen der Deputierten des dritten Standes erklärte, dass sie dem Befehl des Königs, auseinander zu gehen, nicht gehorchen, sondern nur der Übermacht der Bajonette weichen würden.

Noch glaubte Ludwig XVI. das Ruder herumreißen zu können. Er entließ am 11. Juli seinen Finanzminister Necker. Auch wenn Necker von der Nationalversammlung als Gegner angesehen wurde, achtete man ihn und traute ihm als einzigen zu, eine Reform durchzuführen. Der König wollte die konstituierende Sitzung der neuen Nationalversammlung verhindern und zog Truppen herbei. In Paris wurden daraufhin Bürger zu einer Nationalgarde zusammengerufen. Die in Blau und Rot gekleidete Bürgerwehr sollte die Nationalversammlung unter allen Umständen schützen.

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